Bundesrat gibt grünes Licht für
"Klimadiesel"
Wohin mit Abfallfetten aus z.B. der Gastronomie? Die Frage lässt sich künftig leicht beantworten: Ab in den Tank! Die Länderkammer hat am Freitag den 22.03.2024 den Weg dafür frei gemacht.
Autofahrer werden künftig auch Diesel tanken können, der zu 100 Prozent aus Abfallstoffen wie Frittenfett hergestellt wurde. Der Bundesrat stimmte am Freitag einer Verordnung der Bundesregierung zu, die den Weg für die Einführung des alternativen Treibstoffs frei machen soll.
Sogenannte paraffinische Dieselkraftstoffe (HVO; Hydrotreated Vegetable Oil), die aus Abfallstoffen und Pflanzenölen produziert werden, werden damit auch als Reinkraftstoff zugelassen. Bislang konnten sie dem herkömmlichen Diesel nur beigemischt werden. Nach der neuen Verordnung dürfen sie künftig auch in 100-prozentiger Konzentration angeboten werden. Meist handelt es sich um alte Fette aus Großküchen, aber auch Holzreste, Zelluloseabfälle oder Fischreste. Das Kürzel HVO bedeutet Hydrotreated Vegetable Oils: Mit Wasserstoff behandelte Pflanzenöle.
Die beschlossene Anpassung der 10. BImSchV durch die Aufnahme der Dieselkraftstoffnorm DIN EN 15940 war die Voraussetzung dafür, dass klimaschonende Kraftstoffe wie HVO100 an Tankstellen in Deutschland angeboten werden können. In vielen anderen Ländern Europas können Autofahrer bereits den alternativen Kraftstoff tanken, der künftig mit dem Hinweis "XtL" gekennzeichnet sein wird. Dort ist er 15 bis 20 Cent pro Liter teurer als fossiler Diesel, wie der BfT mitteilte. Der Bundesverband Energie-Mittelstand (Uniti), bei dem 40 Prozent der Straßentankstellen organisiert sind, erwartet, "dass in der ersten Anlaufphase HVO100 für Flottenbetreiber besonders interessant sein wird". Sie können so CO2-Vorgaben auch mit bestehenden Fahrzeugen leichter erreichen. Wenn HVO100-Diesel bei der Energiesteuer gegenüber fossilem Diesel entlastet würde, helfe das der Wirtschaft und dem Klima zusätzlich.
HVO100 bald an den Zapfsäulen
Die Betreiber der freien Tankstellen stehen schon "in den Startlöchern", wie ein Sprecher des Branchenverbands Uniti mitteilte. Das heißt in Wahrheit "HVO wird bei Markteinführung an einigen wenigen Tankstellen zu tanken sein - aus Platzgründen und da auch eine technische Umstellung erfolgen muss." Der BfT würde es begrüßen, wenn Benzin E5 nicht mehr von den Tankstellen vorgehalten werden müsse: "Damit wäre der Platz frei für HVO."
Schadet HVO100 dem Motor?
"Moderne Dieselmotoren sind grundsätzlich dafür geeignet", sagte Wissing. "Es bedarf keiner technischen Anpassungen oder Umrüstungen der Fahrzeuge oder des flächendeckenden Tankstellennetzes", heißt es in einer Erklärung von ADAC, Uniti, Kfz-Gewerbe, Logistikverbänden und einigen Lkw-Herstellern. Der ADAC weist allerdings darauf hin, dass die Freigabe von Kraftstoff für einen Motor grundsätzlich beim Fahrzeughersteller liege. "Aktuell liegen solche Freigaben nur für wenige Modelle der Marken Audi, BMW, Citroën/Peugeot/Opel, Nissan, Renault/Dacia, Seat/Cupra, Skoda, Toyota, Volvo und VW vor." Man brauche "dringend weitere umfassende Herstellerfreigaben für bisherige Pkw-Modelle", damit HVO100 von den Verbrauchern angenommen werde.